Gastautorenabend Walter Wehmeyer

Gastautorenabend Walter Wehmeyer

Besonderer Kunstgenuss in unserem Clublokal – Walter Wehmeyer zu Gast – Gernot Heigl berichtet.

Ein besonderes Ereignis fand in unserem Clublokal am 10. März statt: Wir erlebten eine nicht öffentliche Sondervorstellung des Filmes: „LINA – Lebensspuren der Lina Loos“ von Walter Wehmeyer.

Walter Wehmeyer ist uns ja durch zwei sehr erfolgreiche Seminare bestens bekannt. Unserem Clubleiter Helmut Spreitzhofer, jahrelang mit Walter befreundet, ist es gelungen, diese in der Vereinsgeschichte einmalige, man kann durchaus sagen, sensationelle Aufführung an Land zu ziehen.

Im Clublokal hatten sich viele Mitglieder, insgesamt an die 30 Personen eingefunden. Nach einer kurzen Begrüßung hieß es: Licht aus, Beamer und Tonanlage an für den Film von Walter Wehmeyer, Christine Wurm, W. Andreas Scherlofsky, Tino Ranftl, Andreas Weiss und Brigitte Benesch: „LINA – Lebensspuren der Lina Loos“.

Hier die kurze Inhaltsangabe aus dem Internet :
(https://walterwehmeyer.wordpress.com/lina-loos-spielfilm/)

Wien, im Jahr 1902. Die 19-jährige Schauspielschülerin Carolina Obertimpfler gilt als ‘meist umworbene Frau‘ einer Avantgarde von Künstlern und Literaten. Im Kreis ihres Freundes und Schriftstellers Peter Altenberg begegnet Lina dem bereits berühmten Architekten Adolf Loos und nimmt seinen spontanen Heiratsantrag sofort an. Die maßlose Verehrung, die ihr unter Loos’ Bekannten zuteil wird, kann Lina zunächst nicht einordnen. Nach einer Phase großer Nähe entwickelt sich die Ehe für sie zu einer bedrückenden Erfahrung, denn hinter ihrem kindlichen Gesicht verbirgt sich eine starke Persönlichkeit. Loos hingegen, auch als visionärer Kulturpublizist, hat moderne aber strikte Vorstellungen in fast allen Lebensbereichen. Hinzu kommen die leidenschaftlichen Gefühle Linas für den jüngeren und freiheitsliebenden Heinz Lang, Sohn der bekannten Frauenrechtlerin Marie Lang.

Beruhend auf den Lebensspuren der historischen Lina Loos begibt sich die Protagonistin für mehrere Monate in ein abgelegenes Haus in den Bergen. Als Lina sich nach langen inneren Kämpfen für keinen der zwei Männer entscheidet, ereignet sich eine Tragödie.

Ein Film über die Schwierigkeiten entgegen gesetzter Charaktere, ihr menschliches Bedürfnis, um seiner selbst willen geliebt zu werden.

Es steht mir natürlich nicht zu, über einen so hervorragend gestalteten Film, dessen Verwirklichung sich über mehr als drei Jahre hingezogen und eine Menge Geld gekostet hat, Kritik zu üben, das will ich auch nicht. Ich kann nur wiedergeben, was mich beeindruckt hat:

Die hervorragende Kamera-Arbeit (Wolfram Wuinovic) mit sensationeller, einfühlsamer Lichtgestaltung, die gut ausgesuchten Standorte der jeweiligen Filmsets, die wunderschönen Naturaufnahmen und die historische Ausstattung. Ebenso erwähnenswert ist auch der perfekte Ton (Herwig Rogler, Martin Rohrmoser). Hervorragend Sarah Born als Darstellerin der Lina Loos, die ihren Zwiespalt zwischen Wohlstand, innerer Zerrissenheit mit zerrütteter Ehe, der Liebe zu Heinz Lang (Benjamin Muth) und einem großartig widerlich arrogant spielenden Johannes Schüchler als Adolf Loos glaubhaft verwirklichte. Überzeugend auch die Darsteller der Sofie von Waldegg (Michaela Ehrenstein) und des Peter Altenberg (Gerhard Rühmkorf).

Herausragend die Bildsprache, die die Emotionen im Film noch zusätzlich verstärkt.

Beachtenswert ist das auch Drehbuch, in dem jeder Satz, jeder Standpunkt, jeder Hintergrund, jede Geste wohl überlegt sind. Der Text ist über weite Strecken ein literarischer Hochgenuss. Das wiederum scheint ein Nachteil des Filmes zu sein: Breite Massen wird er wohl nicht ansprechen, dazu ist er zu intellektuell gestaltet, ein Film für ein ausgesuchtes, intelligentes Publikum, das bei der Betrachtung voll auf seine Rechnung kommen wird.

Abschließend berichteten uns Walter Wehmeyer und Co-Autor Andreas Weiss noch über die Dreharbeiten, die Schwierigkeiten bei der Finanzierung des Filmes, die Hürden und den bürokratischen Aufwand zur Erlangung von Förderungen. Dazu kamen noch gesetzliche Vorschriften über die Verpflichtung von langjährigen Profis und deren Entlohnung. Trotzdem wäre der Film nicht ohne ehrenamtliches Engagement der Crew und das Verständnis der Eigentümer von Locations, die diese oft gratis zur Verfügung stellten, zu diesen relativ niedrigen Produktionskosten verwirklichbar gewesen.

Es war ein gelungener Abend, ein Ansporn, Spielfilme zu gestalten, der aber auch schonungslos aufzeigte, wo die Grenzen von uns Film-Amateuren liegen.

Gernot Heigl